Die Auswirkung von Belohnungen

Schokoriegel

Mein Vater sagte immer: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen". Hätte ich lieber mal auf ihn gehört.

Prokrastination kann viele Ursachen haben. Eine davon ist, dass der menschliche Organismus immer auf sein Wohlbefinden bedacht ist. Der Mensch tendiert dazu, den leichten Weg zu gehen. Und das ist das Problem.

Ein kleiner Test:

Angenommen, du hättest die Wahl:

  1. Du bekommst 2.000 Euro für eine Stunde Arbeit.
  2. Du bekommst 1.000 Euro für zwei Stunden Arbeit.
Welches Angebot würdest du annehmen?

Ja, klar. Natürlich würdest du die 2.000 Euro für nur eine Stunde Arbeit wählen. Würde jeder. Man wäre ja dumm, wenn man's nicht täte.

Noch ein Test. Wieder hast du die Wahl:

  1. Du bekommst 1.000 Euro, nachdem du eine Arbeit erledigt hast. Das Ergebnis muss gewisse Anforderungen erfüllen, ansonsten bekommst du nur die Hälfte.
  2. Du bekommst 1.000 Euro sofort bar auf die Kralle und musst dafür eine Arbeit erledigen. Das Ergebnis ist unerheblich, aber davon würde abhängen, ob du Folgeaufträge bekommst.
Welches Angebot würdest du jetzt annehmen?

Hier ist der Fall nicht mehr so einfach gelagert. Fakt ist jedoch, dass du beim ersten Angebot den Lohn für die Arbeit im Voraus bekommst, beim anderen erst hinterher.

Hat das eine Auswirkung auf das Ergebnis deiner Arbeit? Vielleicht sagst du ja - vielleicht auch nein.

Interessant ist aber in diesen Zusammenhang die langfristige Auswirkung.

Steigt die Motivation, wenn du das zweite Angebot wählst oder sinkt sie?

Während ich den Artikel hier schreibe, was steht da auf meinem Schreibtisch? Ein Glas kühle Cola. Jeder Schluck davon ist eine Belohnung. Nicht nur, weil ich Cola gerne mag. Sondern weil Zucker drin ist. Zucker wirkt, wie praktisch alle Kohlenhydrate, auf den Organismus immer als Belohnung. Vor allem aber Zucker, weil purer Zucker sehr schnell ins Blut übergeht, während andere Kohlenhydrate im Körper erst nach und nach in Zucker umgewandelt werden.

Cola ist für mich also eine Belohnung. Gehe ich meiner Arbeit nach und bekomme dann einen Schluck Cola, dann ist dies für mich eine Belohnung. Nach und nach entsteht in meinem Gehirn die Verbindung: Arbeit = Cola. Oder besser gesagt: Arbeit = Belohnung.

Nun ist das Tragische an der Geschichte, dass gerne mal "zwischendurch" Nachrichten lese (man muss ja auf dem laufenden bleiben...) oder die Börsenkurse checke. Nicht gerade die Tätigkeiten die mich voranbringen. Und wieder steht das Glas Cola auf meinem Schreibtisch.

Welche Verbindung entsteht jetzt in meinem Gehirn?

Dieses kleine Beispiel soll zeigen, auf welche Weise man sich im Alltag selbst programmiert.

Dies hier ist jedoch kein Blog, auf dem ich einfach nur so meine Erfahrungen und Schlussfolgerungen von mir schildere. Ich stelle mir immer die Frage: "Ist das auch wirklich so?"

Welche Auswirkungen haben Belohnungen auf unser Arbeitsverhalten?

Dieser Frage gingen auch schon viele Forscher an Universitäten nach. Was diese herausgefunden haben? Lies weiter!

David Premack, ein US-amerikanischer Psychologe und Verhaltensforscher, hat sich in dieser Frage einen Namen gemacht. Nach ihm wurde auch das Premack-Prinzip benannt.

Er fand heraus, dass es Verstärker gibt, also Verhaltensweisen, die andere Verhaltensweisen begünstigen, d.h. wahrscheinlicher machen. Nicht, dass wir das nicht schon immer gewusst/geahnt hätten - aber er hat es wissenschaftlich untersucht.

Eine Studentin lernt

Also, in der Praxis sieht das so aus: Angenommen ein Student will eine Stunde lernen, und nach einer Stunde hat er Folgendes gemacht:

  • 10 Minuten gelernt
  • 50 Minuten Facebook & Co.
Quasi "von Natur aus" hat er also 10 Minuten gemacht, was er sollte. Und 50 Minuten das, was er wollte. Ausgehend davon kann "Facebook & Co." nun als Verstärker dienen. Voraussetzungen:
  • Erst lernen - dann Facebook & Co.
  • Es muss ein "Vertrag" bestehen: z.B. 30 Minuten lernen und dann 30 Minuten Facebook & Co.
Anders herum funktioniert es nicht. Wenn man also sagen würde "Ich mache jetzt 30 Minuten Facebook und Co. und zur Belohnung darf ich dann 30 Minuten lernen". Klar, oder?

Obwohl - ganz richtig ist dies auch wieder nicht. Wenn man das "natürliche Gleichgewicht" (so will ich's mal nennen) in folgender Weise stört: "Erst muss ich 55 Minuten Facebook & Co. machen und dann darf ich 5 Minuten lernen". Dann würde auch "Facebook & Co." zu einem Verstärker werden. Aber das ist eher theoretischer Natur - denn wer ist schon der Meinung, er würde sich zu wenig mit Facebook & Co. beschäftigen...?

Bis jetzt haben wir besprochen, dass man mit Handlungen die man gerne macht, andere Handlungen, die man weniger gern macht verstärken kann. Weil man jetzt die liebere Handlung zur Belohnung macht. Facebook & Co. kann also zur Belohnung eingesetzt werden.

Es ist also wirklich etwas dran: der Leitspruch "erst die Arbeit, dann das Vergnügen" funktioniert tatsächlich. Dann wird es wesentlich einfacher die Arbeit anzupacken.

Vorhin hatte ich ja schon von Zucker geredet. Zucker aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn. Deshalb ist es für uns auch so schwierig, davon wegzukommen. Auf der anderen Seite kann Zucker aber wunderbar als Belohnung eingesetzt werden - aber wiederum muss darauf geachtet werden, dass es die Belohnung auch nur dann gibt, wenn man seine Arbeit gemacht hat.

Schwarzwälder-Kirschtorte

Aber nicht nur Zucker zählt zu den primären Verstärkern. Eigentlich dient jedes Bedürfnis als Verstärker. Essen und Trinken beispielsweise. Wenn man das Prinzip "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" beherzigt, dann erhöht man die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass man die Arbeit wirklich anpackt.

Neben primären Verstärkern gibt es auch sekundäre Verstärker, die durch Lerneffekte erst zu Verstärkern wurden. Hier zählt z.B. Geld dazu. Geld wird von den meisten als Belohnung gesehen - aber nicht von Natur aus, sondern weil man es gelernt hat.

Wenn du also mehr Zeit mit sinnvollen Tätigkeiten verbringen möchtest, dann kannst du Verstärker einsetzen. Damit erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass du das machst, was dich wirklich voranbringt. Aber denk an die Reihenfolge:

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Dann klappt's auch mit der Arbeit.

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1 Kommentar

  • WhimyIam am 2019-07-27 um 15:52 Uhr
    Ich empfinde das ganz anderes. Aber ok, bei mir wirkte Zucker auch nicht wie bei den meisten anderen Menschen ;) "Alignment Before FloW!" steht auf meinen "Fahnen". Wenn ich in optimaler Stimmung bin, dann kann ich das doppelte leisten, wie an Tagen an denen ich mich zur Arbeit zwinge. Und die Ergebnisse sind an guten Tagen wesentlich besser, was dann wichtig ist wenn man als kreativschaffenden untewegs ist. Viele Grüße!